„Der Rhythmus des anderen Südens“
DONNERSTAG, 14, NOVEMBER 2024
Der Rhythmus des anderen Südens
El Otro Sur, eine Band chilenischer Musikerinnen und Musiker, gastierte in Emmendingen. Mit der Stadtkantorei wurde unter anderem die Misa Criolla aufgeführt.
© Von Felicitas Noorollah Zadeh
EMMENDINGEN
Temperamentvolle Rhythmen, vielfältige Instrumente, Klange und Geräusche aus dem südamerikanischen Dschungel erfüllten am Sonntag die evangelische Stadtkirche. Bereits bei der Eröffnungsperformance, bestehend aus der jazzigen Chormusik „Rejoice“ von Christoph Georgii und „Just the way I am“, gesungen von der Kantorei der Stadtkirche Emmendingen, sprühte das Ensemble vor
Lebensfreude.
Susana Schnell, Gründerin und Leiterin der Band El Otro Sur (Der andere Süden), vermittelte anhand einer Reise durch Lateinamerika mit Gesang und traditionellen Instrumenten ihre Friedensbotschaft meisterhaft und mit Herz. El Otro Sur ist eine Musikgruppe professioneller, in Europa lebender lateinamerikanischer Musiker aus Santiago de Chile, die weltweit auftreten. Mehrere Ensembles und Susana Schnell begleiteten ihr Publikum mit Start in Venezuela und dem überlieferten Song „Pajarillo“. Aus den Anden stammt „Soncollay“, arrangiert von Nano Stern.
Die Solotenöre Sebastián Gonzalez und Juan Pablo Orrego Berríos als auch Susana Schnells Gesang harmonierten sehr angenehm mit Chor und Instrumenten. Sie und Jörn Bartels hatten das facettenreiche Programm mit dem evangelischen Chor Emmendingen und dem Chor Nuestra América zusammengestellt, ein vielfältiges Buffet an Rhythmen und Klangfarben Lateinamerikas, begleitet mit Carvana, Silberglocken, traditionellen Handtrommeln und Querflöte. Der Multi-Instrumentalist Tomás Peralta, Vocalistin Maren Stümke und Jörn Bartels am Flügel, singend und mit den unterschiedlichsten Instrumenten, zauberten eine zwanglose, familiare Fröhlichkeit.
BILD
Es war ein buntes Fest, das ist der evangelischen Stadtkirche mit den Musikern von El Otro Sur und der Stadtkantorei gefeiert wurde.
FOTO: FELICITAS NOOROLLAH H
Der flotte Tanz „Ventolera“ von Hugo Lagos strahlte Freude aus und die Band interpretierte ihn auf ihre eigene Weise. „Olor a Madera Necesito“, ein Liebeslied, hat Susana Schnell komponiert. Mit diesem Beitrag lässt sie ihre Zuhörer einen Teil ihrer Seele erleben. Alle vier Singstimmen verschmelzen intensiv. Bei „La Flor de la Cantuta“ beleuchteten helle Kinderstimmen erfrischend jugendlich den ehrwürdigen Kirchenraum. Zweisprachige Wortbeiträge auf Spanisch und Deutsch von Ulrich Bayer und Jonas Epperlein erganzten die Liedbeiträge.
In ihrer Anmoderation der Misa Criolla übermittelte Susana Schnell ihre Botschaft: das Hoffen lernen inmitten der aktuellen Herausforderungen. Das Wichtigste ist, sich einander zuzuwenden und Vielfalt zu leben. Wenn zwei so unterschiedliche Kulturen miteinander musizieren, kann tatsachlich Friede entstehen. Schnell ermutigte ihre Zuhörer, zu spüren, was wiahrend des Konzerts in ihnen passiert. Musik ist ein lebendiges Wesen, das Zuversicht gibt. „Wir können Hoffnungstrager sein“, sagte Schnell.
1964 hat der argentinische Komponist Ariel Ramírez in Buenos Aires die „Misa Criolla“ — die kreolische Messe — komponiert. Das Werk spricht Spanisch zu seinen Hörern. Gewachsen aus traditionellen Tanzen Lateinamerikas öffnet es die Strenge der kirchlichen Regeln und nähert sich damit dem einzelnen Menschen. Es geht um das Wunderbare der Schöpfung und die Energie des Südens.
Nach dem feierlichen Kyrie sprühte das Gloria vor Lebensfreude. Ein zarter Übergang, gespielt auf der kleinen viersaitigen Gitarre Quattro leitete zum Credo, in dem Solotenor und rund 40 Chorsänger einen Dialog führten.
Auch feurigste Rhythmen und mitreißende Performance tauten die südbadische Zurückhaltung im Publikum während des Konzertes nicht wirklich auf. Doch so andächtig sie dem Konzert auch gelauscht hatten, der Applaus forderte zwingend eine Zugabe. Als das Ensemble das „Gloria“ wiederholte, stand das Publikum in Bänken und Gängen, tanzte und klatschte und verschmolz mit der Band zu einem gemeinsamen, überwältigenden Finale.